Nach einem entspannten Flug, von der Crew an der Gangway begrüßt, vom Butler in die Suite begleitet und mit einem Drink in der Hand erstmal ankommen. So habe ich mir den Empfang auf dem Expeditionskreuzfahrtschiff Le Jacques Cartier der Reederei PONANT in Mauritius vorgestellt. Tja, manchmal kommt alles etwas anders. Vor allem, wenn man wie ich glaubt, es besser zu wissen als die Profis unseres Reisebüros THE TRAVEL BIRDS – aber alles der Reihe nach. Es folgen 14 wundervolle Tage von Mauritius zur Île Saint Marie, nach Madagaskar, weiter zu den Inseln La Reunion und Rodriguez und schließlich wieder zurück nach Mauritius. Wir sehen endemische Tiere, bestaunen Korallenriffe, genießen den atemberaubenden Anblick der Landschaft von La Reunion aus der Vogelperspektive, sehen wie Vanille angebaut wird, streicheln Riesenschildkröten, essen Litschis bis zum Abwinken und wandern durch einsame Buchten.
Dem vorweihnachtlichen Stress entfliehen und 14 Tage auf dem Luxuskreuzfahrtschiff Le Jacques Cartier mit nur max. 182 weiteren Gästen die wunderschöne Gegend von Madagaskar und den Maskarenen-Inseln erkunden – so lautete die Idee unseres Reisebirdis Katharina Schweighofer von THE TRAVEL BIRDS. Der Traumurlaub hat nur einen Haken: Bei Expeditionsreisen sind Kinder erst ab 6 Jahren zugelassen. Statt auf Katharina zu vertrauen und den Flug ab München zu nehmen, entscheide ich mich, ab Salzburg über Frankfurt nach Mauritius zu fliegen, um einen Tag weniger lang von unseren Kindern getrennt zu sein. Leider mit sehr schlechtem Ausgang. Die Kurzfassung lautet: durch die Verspätung des Abfluges in Salzburg verpassen wir den Anschlussflug, legen ca. 15 km am Frankfurter Flughafen laufend zurück, verpassen aufgrund weiterer Verspätungen noch zwei Flieger, und das Schiff legt ohne uns in Mauritius ab. Ein Plan B muss her: Einsteigen am ersten Haltepunkt des Kreuzfahrtschiffes. Wir fliegen nach Äthiopien, von dort nach Madagaskar, wo wir übernachten, um dann mit einer kleinen Maschine weiter auf die Insel Saint Marie zu fliegen. Dort verbringen wir wieder eine Nacht und gehen dann schließlich mit drei Tagen Verspätung und ohne Koffer endlich an Bord.
Unzähligen Telefonaten mit THE TRAVEL BIRDS und meinem nervenstarken Mann ist es zu verdanken, dass ich am Flughafen nicht sofort umgedreht habe. Was wir gelernt haben: Packt eure Koffer immer gemischt, gebt zumindest zwei Garnituren ins Handgepäck und vertraut den Profis von THE TRAVEL BIRDS – IMMER. Die Birdis wissen mit 650 bereisten Destinationen wovon sie reden, wenn sie meinen, dass der Frankfurter Flughafen nur mit genügend Transfer-Zeit zu bewältigen ist.
PIRATENINSEL SAINT MARIE, MADAGASKAR
Endlich am Schiff und vom etageneigenen Butler William auf unserer Suite begrüßt, geht es mit dem Zodiac gleich wieder an Land, um die ca. 50 km lange und 6 km breite Insel mit dem Tuk-Tuk zu erkunden. Bekannt ist diese vor allem für ihre Geschichte, denn im 17. und 18. Jhdt. lebten hier etwa 1000 Piraten, wenn sie nicht gerade auf Beutezügen waren. Heute erinnert nur noch der Piratenfriedhof am Hügel an die turbulenten Zeiten der inzwischen sehr verschlafenen Insel. Wir halten bei einer kleinen Siedlung und werden von Tänzerinnen begrüßt. Tourismus gibt es sehr wenig auf der Insel, und obwohl wir von den Einheimischen sehr freundlich empfangen werden, fühle ich mich traurig. Noch nie war ich in einem so armen Land.
Gewohnt wird zum Großteil in Holzhütten mit ca. 10 m2, gekocht wird am Feuer, ein Bad gibt es nicht, denn gewaschen wird im Fluss oder Meer. Kleinere elektronische Geräte, wie Fernseher oder Handy, werden von einer Art Autobatterie gespeist, die mit kleinen Solarzellen aufgeladen wird, denn ein flächendeckendes Stromnetz fehlt. Wir fahren vorbei an Männern und Frauen, die im Schatten einer mit Palmenblättern bedeckten Hütte händisch mit dem Hammer aus großen Steinen den für den Straßenbau benötigten Schotter klopfen. Die Kinder immer mit dabei. So traurig das Leben auch auf mich wirkt, die Freundlichkeit und der Respekt, den die Mitarbeiter und Gäste von PONANT den Einheimischen entgegenbringen, erweckt Freude in den von der harten Arbeit gezeichneten Gesichtern der Einheimischen. Sie strahlen und sind stolz, uns ihr Land zu zeigen, und ich lasse mich mitreißen vom Gesang und dem Tanz der Inselbewohner.
Am späten Nachmittag ist endlich Zeit, das Schiff zu erkunden. Mit nur 131 Metern Länge, 18 Metern Breite, 5 Decks, dem kleinen Pool, der Sauna, dem Fitnessraum, der Bibliothek, zwei Restaurants, zwei Bars und der Unterwasserbar Blue Eye hat man bei max. 184 Gästen oft das Gefühl, alleine an Bord zu sein. Außerdem besticht das moderne Schiff nicht nur durch seine schnittigen Linien, sondern ist auch mit innovativen und umweltfreundlichen Technologien ausgestattet. So verbindet PONANT Abenteuerlust mit dem Luxus einer 5-Sterne-Reise und Umweltschutz. Als erste Reederei überhaupt verzichtet PONANT bereits seit 2019 auf Schweröl und trägt das Label »Cleanship«, welches die höchste Umwelt-Klassifizierung vom Bureau Vertias darstellt. Zudem werden bei jeder neuen Route Umweltverträglichkeitsprüfungen durchgeführt, um die möglichen Auswirkungen auf das Ökosystem und die Menschen zu minimieren.
Seit 36 Jahren bringt PONANT bei seinen Expeditionskreuzfahrten seine Gäste zu entlegenen Regionen inmitten wilder Natur und unberührter Landschaft. PONANT ist sich der gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und verfolgt das Ziel, auf allen Reisen den Umweltschutz als höchste Priorität anzusehen. Diese Philosophie spürt man als Gast, oder vielleicht hat PONANT auch nur Gäste, denen dies wichtig ist, denn die sprichwörtlichen Elefanten im Porzellanladen, die man von großen anderen Kreuzfahrtschiffen kennt, sucht man hier vergeblich. Gut so!
Ich fülle also meine Thermo-Trinkflasche am Wasserspender auf, schlüpfe in die Wasserschuhe und steige in den Zodiac, der uns zum Schwimmen und Schnorcheln an einen unberührten Strand bringt. Aussteigen ist gleichbedeutend mit »ins Wasser hüpfen«, denn Steg gibt es keinen – eines der Merkmale bei einer Expedition. Selbiges wäre mit einem 3000-Passagiere-Dampfer gar nicht möglich. Ich komme mir vor wie Robinson Crusoe und bin nach den anfänglichen Strapazen voll angekommen im Urlaub.
ÎLE AUX NATTES, MADAGASKAR
Wir schlafen einfach himmlisch bei Meeresrauschen. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Blick aufs offene Meer erkunden wir zu Fuß die nur 3 km2 große Insel Île aux Nattes mit etwa 1500 Einwohnern. Wir schauen den Lemuren, einer endemische Primatenart, beim Essen zu, und unser Guide erklärt uns wie Einheimische hier leben und warum man zumindest ein Zebu (eine südasiatische Rinderart) braucht, um eine Frau heiraten zu dürfen.
Kümmern muss man sich um nichts, denn bei einer Expedition sind fast alle Ausflüge im Preis inkludiert, und ein ortsansässiger Guide macht das Ganze authentisch. Grundsätzlich sind die Sprachen am Schiff Französisch und Englisch. Bei unserer Reise gibt es allerdings nur 12 Passagiere außerhalb von Frankreich und so entsteht das Gefühl eines Urlaubs mit Freunden, weit weg von vollen Autobussen anderer Kreuzfahrtschiffe.
TAMATAVE, MADAGASKAR
Am Vormittag erkunden wir das Ivoloina Reservat, eine Art Nationalpark für Lemurenforschung. Der 282 Hektar große Park beherbergt neben 10 Lemurenarten auch einen Zoo mit ausschließlich heimischen Tieren sowie verschiedene Amphibien und Reptilien. Beim Wandern durch den Park trällere ich unverhofft das Lied »The Lion sleeps tonight« und wir bestaunen Pflanzen wie Nelken, Vanille, Zimt, Baobab-Bäume und essen frisch gepflückte Litschis. Unser Guide erklärt auch die medizinische Nutzung einheimischer Pflanzen, da sich nur wenige Medikamente leisten können. Nach dem Mittagessen an Bord gleiten wir auf Pirogen durch den Pangalanes-Kanal, um ein Fischerdorf zu besuchen.
Der mit 645 km längste Kanal der Welt ist die Lebensader der Region – befahrbare, befestigte Straßen Fehlanzeige.
SEETAGE
Während die meisten noch schlafen starten wir am Upperdeck beim Anblick des Sonnenaufgangs in Yogastellung in den Tag. Nach dem ausgiebigen Frühstück mit zahlreichen Al -la-carte-Gerichten und einem üppigen Buffet, erkunden wir die rest- lichen Räume an Bord. Wir spielen eine Runde Siedler von Catan in der Bibliothek, plaudern mit dem Barchef und stöbern in der Fotodatenbank der Fotografinnen, die jeden Ausflug begleiten. Dann ist auch schon wieder Zeit zum Mittages- sen, was so viel heißt wie: Meeresfrüchtegrillerei am Pooldeck. Die Kellner kennen schon unsere Namen und wissen um unsere Vorlieben bei den Getränken, wir fühlen uns wie in unserem Lieblingsrestaurant. Am Nebentisch sitzen die Naturalisten, denn jede Expeditionskreuzfahrt hat Experten für die Flora und Fauna des Gebietesnan Bord, die die Ausflüge organisieren, begleiten und jederzeit alle Fragen beantworten.
Am Nachmittag genießen wir die Sonne am Pool, gemeinsam mit einem anderen Pärchen. Wieder einmal habe ich das wunderbare Gefühl, nahezu allein auf einer Yacht zu sein. Die großzügigen Kabinen, alle mit Balkon ausgestattet, und viele andere Rückzugsmöglichkeiten bieten genügend Privatsphäre für alle Gäste. Und wer eine der vier großen Grand-de-luxe bzw. Owner-Suiten mit großzügiger Terrasse inkl. Jacuzzi bewohnt, hat ohnehin keinen Grund seine Kabine zu verlassen. Bevor es zum Dinner geht, lassen wir uns noch im Clarins-Spa bei einer Massage verwöhnen.
LA REUNION
Von Madagaskar aus geht es weiter auf die französische Insel La Reunion, berühmt für ihre vulkanische Landschaft, Regenwaldgebiete, Korallenriffe und Strände. Das Wahrzeichen der Insel ist der Piton de la Fournaise, ein 2.632 m hoher, erkletterbarer aktiver Vulkan. Zum Wandern bleibt uns leider zu wenig Zeit, also geht es mit Hubschrauber vorbei an herabstürzenden Wasserfällen, rein in die Krater der in sich zusammengebrochenen erloschenen Vulkane und über die Landschaft, die schon Steven Spielberg für Jurassic Park als Filmkulisse diente. Nach 45 Minuten steige ich zu Tränen gerührt über dieses atemberaubende Stückchen Erde wieder aus und kann sagen: dieser Rundflug ist jeden Euro wert. Ein weiteres Muss ist der Besuch einer Vanillefarm. Die Blüte der Orchideenart wird händisch befruchtet, wofür den Arbeitern nur wenige Stunden bleiben. Vom Wachstum der Pflanze über die erste Blüte nach 3 Jahren, über die Fermentation bis hin zur Trocknung und anschließenden Lagerung dauert es ca. 4,5 Jahre bis zur fertigen Vanilleschote, das erklärt auch den Preis.
RODRIGUES
Nach einem weiteren Seetag, an dem wir dem Kapitän einen Besuch auf der Brücke abstatten, den Ausblick in der Sauna genießen, uns kulinarisch von früh bis spät verwöhnen lassen und noch einen Cocktail-Mix-Workshop besuchen, erreichen wir die Insel Rodrigues, das Kronjuwel der Maskarenen. Ein 18 mal 8 km großes Paradies, umgeben von kristallklarem Wasser und einer Lagune, die doppelt so groß ist wie die Insel selbst.
Wir schlendern durch die Markthalle im Kolonialstil des Hafenstädtchens Port Mathurin, voll mit buntem Gemüse und Obst, frischem Fisch und Fleisch, und ich genieße endlich eine frische Kokosnuss. Anschließend geht es weiter in das Francois Leguat Reservat für Riesenschildkröten und der einzigen zugänglichen Tropfsteinhöhle im Indischen Ozean. Nach dem Aussterben der zwei endemische Riesenschildkrötenarten siedelte man im Jahr 2007 die Aldabra- Riesenschildkröten an und ist stolz mittlerweile eine Population von 2000 Tieren zu haben. Im Schatten liegend strecken sie mir neugierig den Kopf entgegen und ich streichle sie, während uns die Biologen die gerade erst einen Tag alten, handflächengroßen, Baby-Schildkröten zeigen.
Am nächsten Tag folgt mit der Wanderung zu einigen der schönsten Buchten der Insel ein weiteres Highlight. Diese sind nur zu Fuß erreichbar und bieten echtes Gestrandet-auf-einer-einsamen-Insel-Feeling mit türkisem Wasser, einzig beobachtet werden wir von einer Ziegenfamilie, die vom Felsen auf uns herabblickt. Also raus aus den Klamotten und rein ins kühle Nass.
MAURITIUS
Der letzte Stopp unserer Reise ist Mauritius. Wir verbringen noch einen tollen Sightseeing- Tag in Port Louis, besichtigen den Markt, den Tempel und die Festungsanlage, bevor es Abschiednehmen heißt.
Ein großes Danke geht an dieser Stelle an THE TRAVEL BIRDS, ohne deren unermüdlichen Einsatz wir all das nicht erlebt hätten, und an PONANT, die uns mit der Auswahl der Route und der Ausflüge einige wundervolle Fleckchen Erde nähergebracht haben.
Ihr wollt da auch unbedingt hin? Diese Reise ist über das Reisebüro THE TRAVEL BIRDS unter www.thetravelbirds.at buchbar.
TEXT Beatrix Voggenberger
FOTOS Beatrix Voggenberger, Le Jacques-Cartier